Kastration des Hundes
Stichpunktartig einige Gedanken dazu aus meiner Praxis:
- Tierschutzgesetz §6: Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von
Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen
oder Geweben. - Erziehungsprobleme sind keine medizinische Indikation. Ein Hund der nicht hört, hört
nicht – mit und ohne Hormone! Die bessere Wahl ist hier eindeutig eine gute Hundeschule!
Verhaltensprobleme lassen sich nicht einfach „abschneiden“. - Sexualhormone wirken auf körperlicher und psychischer Ebene nicht nur auf die
Sexualität und ihre Funktionen. Sie beeinflussen diverse Verhaltensweisen und körperlichen
Abläufe. - Die drohenden möglichen Folgeerkrankungen wie Osteoporose, hormonelle Störungen, ein
höheres Krebsrisiko, Inkontinenz, Narkoserisiko, OP-Risiko, Übergewichtigkeit u.A. zeigen
bereits in Richtung CONTRA.
Hinzu kommt der psychologische Effekt:
Tiere verlieren den ihnen „angeborenen“ Respekt, ihre Selbstdefinition, verfallen teilweise in Lethargie und, oder Depression. Auch die Verstärkung von Ängsten ist eine bekannte Nebenwirkung der Kastration.
Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Unversehrtheit von Körper, Geist und Seele!
Unter einer Kastration versteht man das operative Entfernen der Keimdrüsen. Dem männlichen Tier werden die Hoden, dem weiblichen Tier die Eierstöcke entfernt. Bei einer Sterilisation werden dem Rüden die Samenleiter, der Hündin die Eileiter durchtrennt.
Über das Thema Kastration gehen die Meinungen weit auseinander. Hier wollen wir stichpunktartig auf die verschiedenen Argumente für und gegen eine Kastration eingehen und die wissenschaftliche Studienergebnisse zum Thema vorstellen.
Von der Verhaltensfrage bis zur Krebsvorsorge.
Eine Kastration:
- vermindert aggressives Verhalten gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen nur wenn
die Ursache im Sexualtrieb liegt. - kann aus gesundheitlichen Gründen nötig werden.
- ist tierschutzrechtlich verboten.
- wird das Risiko für eine Hündin an Brustkrebs zu erkranken nicht wesentlich senken.
Nach einer Studie der wissenschaftlichen Universität Brno wurden 17053 Hündinnen
untersucht, darunter fanden sich 214 H. mit einem Tumor (gut- und bösartige Tumore wurden
zusammengerechnet). Das entspricht 1,25%, also kann hier glücklicherweise nicht von einer
häufigen Erkrankung gesprochen werden. - kann vor Allem bei der Hündin zu Inkontinenz führen.
- führt bei Frühkastration (vor der sexuellen und/ oder der psychischen Reife) häufig zu einem
nicht gefestigten Charakter (ewiger Welpe).
Es gibt noch viele weitere Pros & Contras, die mit bedacht werden sollten bei der
Entscheidung, ob eine Kastration für den eigenen Hund in Frage kommt.
Es gibt noch viele weitere Pros & Contras, die mit bedacht werden sollten bei der Entscheidung, ob eine Kastration für den eigenen Hund in Frage kommt.
Vergleichstabelle
Hündinnen kastriert größeres Risiko Hündinnen unkastriert größeres Risiko
• (2 x) zu Übergewicht • (6 x) von Analfisteln
• (8 x) größeres Risiko zu Herztumoren • Scheidenentzündung & Scheidentumore
• Akute, fatale Pancreatitis • Brustkrebs (vergl.mit der Frühkastration)
• (8 x) zu Harninkontinenz • Gebärmutterentzündung
• zu Hämangiom (Blutschwamm)
• Schilddrüsenkrebs
• Nieren/Blasengeschwüre
• chronische Hornhautentzündung
• Schwund von Muskelmasse & Bindegewebe
• während der Operation zu sterben
Rüden kastriert größeres Risiko Rüden unkastriert größeres Risiko
• (2x) zu Übergewicht • (6x) von Analfisteln
• Prostatakrebs • Leukämie
• Nieren/ Blasengeschwüre • Bei Lymphoma :kürz. krankheitsfreies Intervall
• Diabetes • Hodenkrebs
• Während der Operation zu sterben
In der Bielfelder Kastrationstudie werden Heidelberger und Unshelm ( 1990 ) mit folgender Aussage zitiert:”…aggressives Verhalten beiderlei Geschlechts gegenüberArtgenossen und auch gegen Menschen tritt häufig erst nach einer Kastration auf…”Hier nun die Studienergebnisse der Bielefelder Kastrationsstudie vonDr.Gabriele Niepel (2002).
Gesundheitliche Veränderungen durch eine Kastration bei Hündinnen:
Fellveränderungen: 49 %
Gewichtszunahme: 44 %
vermehrter Hunger: 40 %
Harntröpfeln: 28%
Veränderungen in der Skelettentwicklung: 4 %
Verhaltensänderungen durch eine Kastration bei Hündinnen:
größere Ausgeglichenheit: 51 %
aktiveres Verhalten: 22 %
lethargisches Verhalten: 15 %
geringere Aggressivität gegen andere Hündinnen: 12 %
erhöhte Aggressivität gegen andere Hündinnen: 9 %
erhöhte Aggressivität gegen andere Hunde allgemein: 11 %
Gesundheitliche Veränderungen durch eine Kastration bei Rüden:
Gewichtszunahme: 47 %
vermehrter Hunger: 46 %
Verschwinden von Vorhautentzündungen: 45 %
Fellveränderungen: 32 %
Harnträufeln: 9 %
Veränderungen in der Skelettentwicklung: 3 %
Verhaltensänderungen durch eine Kastration bei Rüden:
ausgeglicheneres Verhalten: 63 %
verbesserter Gehorsam: 34 %
verminderte Aggressivität gegen andere Rüden: 34 %
Besteigungsversuche durch andere Rüden: 19 %
lethargisches Verhalten: 13 %
Unsicherheit im Umgang mit anderen Hunden: 7 %
verminderte Aggressivität gegenüber der Familie: 7 %
verminderte Aggressivität gegenüber Fremden: 2 %
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